Gehörst du auch zu den Menschen, die meinen, dass man die Vergangenheit besser nicht anrührt? Du sagst, vorbei ist vorbei? Für mich steckt darin nur die halbe Wahrheit. Für mich steckt in der Vergangenheit ein, nun ja, zumindest kleiner Schatz. Zuerst: das Verstehen. Mit Blick in meine Vergangenheit verstehe ich leichter, warum ich so ticke, wie ich ticke. Ich verstehe meine Ticks und meine Macken. Ich verstehe, warum mich manche Situationen oder auch Menschen triggern. Damit gelingt mir Loslassen immer leichter und schneller.
Sehnst du dich nicht auch danach, Vergangenes so richtig hinter dir zu lassen? Und ich habe noch ein Stück Schatz für dich: Ich bin davon überzeugt, dass du dir deine Zukunft aktiv selbst gestalten kannst, wenn du einen Blick in die Vergangenheit wirfst. Versteh‘ mich nicht falsch, ich liebe es, im Hier und Jetzt zu sein. Um hier jedoch Zufriedenheit zu finden, wahrzunehmen oder bewusst herbeizuführen, habe ich zunächst mit der Vergangenheit aufräumen müssen. Es hat teilweise weh getan, denn es kamen Erlebnisse und Gefühle zutage, die ich längst vergessen, sicher auch verdrängt hatte. Vergessen, weil ich Ablenkung gesucht habe. Ich hatte auf die Vogel-Strauß-Taktik gesetzt. Lieber den Kopf in den Sand stecken, als mich sehenden Auges Problemen und Herausforderungen zu stellen. Im Sand haben diese nicht existiert. Ich wusste jedoch, wenn ich zufrieden nach vorn schauen möchte, muss ich an die alten Wunden ran. Sie mit Neugier und Offenheit anschauen, hin und wieder bluten lassen und schließlich – nähen. Ich habe festgestellt, dass hier kein Pflaster der Welt reicht. Unmengen von Pflastern habe ich jahrzehntelang geklebt. Irgendwann sind sie abgefallen und die alten Verletzungen sind wieder in Erscheinung getreten. Sie wollten gesehen werden, um zu heilen.
EINLADUNG ZUR REISE IN DIE VERGANGENHEIT
Der Blick zurück ist deine Zukunft
Ich sag’s, wie es ist: Wenn du deine Vergangenheit nicht aufarbeitest, wirst du lebenslang durch die Ereignisse aus längst vergangenen Zeiten durch dein Leben gehen. Es hilft ungemein, einige schmerzhafte Erlebnisse aus deiner Vergangenheit in das Licht der Gegenwart holen, um sie loszulassen und damit den Weg für dein Wohlbefinden und dein Selbstbewusstsein freizumachen. So viele Menschen erleben im Laufe ihres Lebens traumatische Situationen. Oftmals gelingt es ihnen, diese entweder aus eigener Kraft oder mit Unterstützung zu bewältigen.
Handlungsbedarf besteht immer dann, wenn die gemachten Erlebnisse und Erfahrungen uns einschränken, uns leiden lassen. So kann aus erlebtem Mobbing in der Schule Angst vor Sichtbarkeit entstehen. Oder aus ungesunden Beziehungen Angst vor Nähe in neuen Beziehungen. Oder aus Mangel an Nähe beim Aufwachsen ein Mangel an Selbstvertrauen.
Ich bin davon überzeugt, dass man nicht die gesamte Vergangenheit aufräumen und detailreich analysieren muss, um ein zufriedenes und selbstbestimmtes Leben zu führen. Ich lade dich daher ein, in den Seiten deiner Vergangenheit zu blättern, die dir immer wieder vor die Füße fallen. Meistens passiert das dann, wenn negative Gefühle wie Angst, Sorgen, Ohnmacht oder Stress im Spiel sind. Dann schau‘ mal hin, an welche Situation(en) in der Vergangenheit dich diese Gefühle erinnern. Hier liegt der Schlüssel für eine andere Zukunft.
Dir gehört die Zukunft, nicht die Vergangenheit
Wie du deine Zukunft gestalten kannst
Schon mit drei Schritten kannst du mit dem Blick zurück deine Zukunft gestalten:
- Nimm die Vergangenheit an, wie sie ist: Der erste Schritt ist immer das Annehmen der Situation, und zwar so, wie sie ist. Dabei kann die Situation im Gestern liegen oder eben Jahre zurück. Geh‘ dazu raus aus der Opferhaltung und bekämpfe nicht das, was war. Bedenke stets, Mitleid für dich zieht Mitleid von außen an. Übernimm‘ Verantwortung für dein Leben. Unschöne Erlebnisse sind geradezu die besten Lehrmeister für unsere persönliche Entwicklung. Frag dich also gar nicht erst, warum es dich getroffen hat, sondern akzeptiere, dass es eben so ist und versuche lieber, dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen.
- Spüre Glaubenssätze und Gedanken auf, die dir im Weg stehen: Schon früh im Leben haben wir Annahmen über das Leben getroffen, die uns andere Menschen oder Situationen vermittelt haben. So nehmen wir nun die Welt unter Umständen anders wahr, als sie tatsächlich ist. Haben wir in der Vergangenheit erfahren, dass die Welt ein gefährlicher Ort ist, nehmen wir sie auch so wahr. Mit solchen negativen Glaubenssätzen können wir Schluss machen. Glaubenssätze spiegeln sich in unseren Gedanken wider und haben eine unglaubliche Macht. Hier habe ich schon einmal darüber geschrieben. Lausche deinen Gedanken und du kommst mehr und mehr deinen Geschichten sowie Glaubenssätzen aus deinen Erfahrungen der Vergangenheit auf die Spur.
- Lass‘ los, was mit der Gegenwart nichts mehr zu tun hat: Erzählst du dir immer wieder Geschichten, die mit der Gegenwart absolut gar nichts zu tun haben? Wenn ja, dann blockiert dich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch ein alter Schmerz, der losgelassen werden will. Dieser Schmerz haftet so lange an dir, so lange du in der Wiederholungsschleife der Geschichte verweilst. Heilung passiert dann, wenn du hinschaust und -fühlst. Erlaube dir, jedes Gefühl da sein zu lassen. Mit deiner Wahrnehmung gelingt der Blick mehr auf das, was jetzt da ist. Du erfährst Klarheit, und der Filter der Vergangenheit verschwindet. Und damit auch die alte Geschichte…
Mein Motto lautet: Erfahre, fühle, erkenne, wachse. Je länger die Erfahrungen zurückliegen, braucht es also unter Umständen das nochmalige Fühlen vor dem Erkennen aus einer anderen Perspektive. Sei dabei gut zu dir und lass dir Zeit. Geduld hilft hier enorm. Manchmal braucht ein solcher Prozess Jahre. Auch in kleinen Schritten kannst du nach vorne laufen. Höre dabei auf deinen Bauch, was sich für dich stimmig und richtig anfühlt. Welche Geschichte aus deiner Vergangenheit möchtest du als Erstes loslassen?
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Foto von Peter Herrmann on Unsplash