Was dir (und anderen) positives Feedback bringt

Alle, Kommunikation | 29. April 2022

Als ich vergangene Woche eine Veranstaltung moderierte, erinnerte mich das Feedback der Teilnehmer:innen an eine Begebenheit, die einige Jahre zurückliegt. Meine Tochter kam von der Schule nach Hause und zeigte mir eine Blumenbastelei, auf deren Blütenblättern lauter positive Adjektive standen. Ihre Augen strahlten, sie floss über vor positiver Energie. Als sie mir den Hintergrund erzählte, stellte ich fest, dass sie, ohne dass sie es wusste, ein oft in Coachings und Trainings verwendetes meines Erachtens großartiges Werkzeug kennen gelernt hatte. In diesem geht es darum, von seinem Umfeld Feedback über sich zu erhalten, und zwar positives Feedback. Damit werden auf schnelle Art und Weise innere Ressourcen gestärkt, was wiederum das Selbstbild und das Selbstbewusstsein stärkt.

Meine Tochter erzählt heute noch hin und wieder von den Rückmeldungen, die sie teilweise auch überrascht haben. Das Fremdbild entsprach seinerzeit nicht ihrem Selbstbild. Nun sah ich mich selbst also erwachsenen Menschen gegenüber, die offenbar ähnliche Erfahrungen im Abgleich von Selbst- und Fremdbild machten. Jede:r Einzelne strahlte im Anschluss, und es gelang ihnen, im weiteren Verlauf des Tages überwiegend motiviert, offen und neugierig zu bleiben. In dieser Runde erlebte ich also wieder einmal, wie wohltuend und erfüllend positives Feedback für uns Menschen ist.

Positives Feedback als Kunst der Anerkennung

Soziale Anerkennung ist ein Grundbedürfnis 

In uns ist das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung verankert. Vor vielen, vielen Jahren führte fehlende Anerkennung zum Ausschluss aus der Gruppe und damit aus der Höhle. Unser Überleben war nicht mehr sichergestellt. Unser Gehirn ist nach wie vor auf das Überleben programmiert, und deshalb gehört die soziale Anerkennung immer noch zu unseren wichtigsten Bedürfnissen. Hieraus lassen sich Entscheidungen besser treffen, die zu neuen Erfahrungen führen. Wie schade daher, dass zwar Feedback – positives wie negatives – zur Natur des Menschen gehört, (noch) nicht jedoch Platz in der Kultur vieler Unternehmen findet. Vielleicht liegt das daran, dass wir (immer noch) in einer Leistungsgesellschaft leben, in der das Motto „Höher. Schneller. Weiter.“ zählt. Für positives Feedback ist da keine Zeit. Für den Zoom auf Schwächen und Entwicklungsfelder schon. Und genau hier vergeben wir uns oft eine Chance. 

Positives Feedback als Chance

Die Magie des positiven Feedbacks 

Nur Feedback macht es dem Empfänger möglich, sein Selbstbild mit Fremdbildern zu vergleichen, sodass es gegebenenfalls korrigiert werden kann. Eine positive Selbstwahrnehmung wird durch ein wertschätzendes Umfeld gefördert. Es gibt uns und unserem Nervensystem Sicherheit. Sicherheit wiederum lässt uns konzentriert bei der Sache bleiben, sodass sich hier unser ganzes Potenzial entfalten kann.  Wenn ich mir das beispielsweise in Unternehmen zu Nutze mache, ist das förderlich für die Produktivität und damit den Erfolg im Unternehmen.

Vor allem die Reaktionen von Menschen, mit denen wir in engerer Beziehung stehen, sei es nun beruflich oder privat, können unsere Selbstwahrnehmung und unser Selbsterleben stark beeinflussen. Aber hast du gewusst, dass Lob mit zunehmenden Erfahrungen nachlässt? Wenn wir Eltern werden, begleiten wir den Nachwuchs mit Lob und Tadel, um dessen Verhalten entsprechend zu beeinflussen. Sobald der Nachwuchs in der Lage ist, die erhaltenen Rückmeldungen nicht nur aufzunehmen, sondern auch zu verarbeiten, unterstützt dies enorm beim Sammeln von Daten für das eigene Feedbacksystem. Es gibt nur einen Haken: Je mehr Erfahrungen der Nachwuchs gesammelt hat, umso früher verzichten Eltern auf lobendes Feedback. Viel mehr im Fokus steht dann Kritik, um Verhaltensänderungen herbeizuführen. Später im Berufsleben ist das nicht anders. Die Probezeit wird vor allem bei Berufsanfängern noch mit positivem Feedback versehen, anschließend sieht es eher mau aus. Unbewusst schenken wir für Themen, die bereits gelernt wurden, kein Lob mehr – auch nicht, wenn wir etwas wirklich richtig gut gemacht haben. Oft habe ich im Austausch mit anderen gehört: "Schweigen ist Lob genug.". Und doch ist da gleichzeitig die Sache mit der sozialen Anerkennung, die uns im Miteinander so wichtig ist. Der Druck steigt damit mit jedem Lernerfolg: Wer weiterhin Lob bekommen möchte, muss sich steigern. Hallo, Leistungsgesellschaft!

So holst du dir positives Feedback

Innere Stärkung durch eine warme Dusche

Wir sind heute nicht mehr zwingend auf Rückmeldung aus unserem Umfeld angewiesen. Wir dürfen jedoch die eigenen Ressourcen im Blick haben, gerade, wenn es im Alltag hektisch wird. Hierfür bietet positives Feedback einen Raum, dein Selbstvertrauen zu stärken und somit gut gelaunt durch deinen Tag zu gehen. So kannst du gestärkt auch Konflikte und schwierige Situationen besser meistern. Mit ein bisschen Übung klappt das ganz leicht: Bitte dein Umfeld um ein Feedback und lass‘ dir beispielsweise folgende Fragen beantworten:

  • Was ist mir heute gut gelungen?
  • Wie hast du mich in der Diskussion/Präsentation/Veranstaltung etc. wahrgenommen?
  • Wie sind deiner Meinung nach meine drei größten Stärken?
  • Was gelingt mir in der Zusammenarbeit/unserer Beziehung besonders gut?
  • An welcher Stelle/in welcher Situation bin ich über mich selbst hinausgewachsen?

Wichtig: Fishing for compliments ist damit selbstverständlich nicht gemeint. Schmeichelei mag der Seele dienen, das Ziel von Feedback ist es nicht. Hast du damit noch keine Erfahrung, so bitte eine:n gute:n Freund:in darum; die vermeintliche Hürde erscheint dir vielleicht niedriger. Ganz wichtig: Hör‘ einfach nur zu und kommentiere nicht. Sieh‘ es wie eine warme Dusche, denn deren Wirkung ist sehr ähnlich.

Warmes Wasser für alle

Anderes positives Feedback geben

Wie oft gibst du den Menschen in deinem Umfeld positives Feedback? Ich bin überzeugt, auch dein Gegenüber wird für eine warme Dusche Anerkennung und Wertschätzung dankbar sein. Überleg‘ mal, wann dir zuletzt ein Lob für dein Gegenüber über die Lippen gekommen ist. Ein Lob, das nicht nur aus einem Wort („Super!“, „Toll!“, „Schön!“ etc.) bestand. Möchtest du es mit mehr Worten ausdrücken, weißt aber nicht wie? Folgende Satzanfänge können dir helfen:

  • Ich finde super, dass…
  • Du kannst stolz auf dich sein, weil…
  • Ich finde dich toll, weil…
  • Ich schenke dir ein Lob, weil…
  • Ich habe gesehen, dass du dir viel Mühe gibst bei…

Anderen positives Feedback zu geben, wirkt übrigens auch in dir nach: Das Leuchten in den Augen deines Gegenübers wird auch deinen Tag positiv begleiten. Ist heute jemandem etwas gut gelungen? Hast du dich über eine Geste, eine Lösung, eine Situation im Zusammensein mit anderen gefreut? Rede darüber. Nicht zuletzt auch mit dir selbst, denn Eigenlob hat noch nie gestunken.

Übrigens: Ich finde es super, dass du meinen Blog liest und vielleicht das eine oder andere an Impulsen für dich und dein Leben mitgenommen hast. Ich freue mich immer über Feedback. 🙂

Foto von Lina Trochez auf Unsplash

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