Schon als kleines Mädchen staunte ich über Menschen, die immer zu wissen schienen, was sie wollten und was sie tun. Ich hatte damals noch kein Wort dafür, bewunderte diese Menschen und nahm mir schon früh vor, so auch zu werden, wenn ich groß bin. Irgendwann erfuhr ich auch das Wort dafür, das diese Menschen auszeichnete: Selbstbewusstsein. Ich lernte auch, zur Schau getragenes Selbstbewusstsein von echtem Selbstbewusstsein zu unterscheiden. Mir meiner selbst bewusst zu sein oder noch eindeutiger: mir meiner selbst, meiner inneren Stärken und Fähigkeiten bewusst zu sein, das wurde früh zu meinem Nordstern. Auch wenn es Jahrzehnte und immer wieder neue Erfahrungen brauchte, weiß ich heute um mein Selbstbewusstsein. Was es mehrt und mindert. Und wie ich jeweils damit umgehen kann. Doch woran machen wir überhaupt selbstbewusste Persönlichkeiten fest?
Selbstbewusstsein als Lebensart
Selbstbewusste Menschen erkennen
Menschen mit einem gesunden Portion Selbstbewusstsein sind Menschen, die konsequent die gesetzten Ziele verfolgen, dabei stets lösungsorientiert und optimistisch auftreten. Es sind die Macher:innen, die auf schwierige Situationen zugehen statt sie zu vermeiden. Menschen, die Hilfe und Unterstützung einholen, wenn es nötig ist. Die bei Fehlern, Rückschlägen und Niederlagen auch einstecken können und dennoch gestärkt weiterlaufen. Die weniger Katastrophen und mehr Chancen sehen. Die ihre Meinung vertreten, auch wenn dies zu Konflikten führt. Es hilft, auch mal hinter die Fassade zu schauen: Treten Menschen nach außen auffällig laut auf, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie auch selbstbewusst sind.
Sind dir Sätze wie „Das schaffe ich nicht!“, „Ich werde sicher ausgelacht.“ oder „Was sollen denn die Nachbarn denken?“ vertraut? Mangelndes Selbstbewusstsein wird durch Selbstzweifel, also Zweifel an uns selbst und unseren Fähigkeiten gefüttert. Nicht ungewöhnlich, denn wir leben immer noch in einer Leistungsgesellschaft, in der das zählt, was du erreichst, weniger, wer du bist. Fehlt hier das Vertrauen in uns selbst, schränkt uns dies ein. Vor allem, wenn wir dem, was wir denken, uneingeschränkt Glauben schenken. Identifizieren wir uns mit dem Mangel an Selbstbewusstsein, wird uns dies im Leben immer wieder vor Augen geführt. Gut, dass wir jederzeit hinschauen können, um festzustellen, dass schon ganz viel da ist.
Eine Dreiecksbeziehung: Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl
Vom Selbstbewusstsein zum Selbstwertgefühl
Indem wir unsere Talente und unser Potenzial kennen, also über Selbstbewusstsein verfügen, bauen wir Selbstvertrauen auf. Unser Selbstvertrauen steht also unmittelbar in Zusammenhang mit unserem Selbstbewusstsein. Die Bedeutung steckt auch hier im Wort. Sich selbst zu vertrauen, das meint Selbstvertrauen. Dies schließt auch das Vertrauen in unsere Intuition ein, unser Bauchgefühl. Unsere Intuition führt uns durchs Leben, sofern wir sie wahrnehmen. Es geht darum, darauf zu vertrauen, dass das, was wir anpacken, auch gut wird. Hier mischt gern unser Verstand, unser Ego mit. Gut gemeint, wenn daraus jedoch Angst und Unsicherheit entstehen bzw. verstärkt werden, machen sich Hürden und Blockaden breit. Hindernisse, die uns auf unserem Weg aufhalten.
Wenn sich nun aus dem Selbstbewusstsein Selbstvertrauen speist, dann bauen wir mit steigendem Selbstvertrauen unser Selbstwertgefühl auf. Der Selbstwert ist das Ergebnis dessen, was wir über uns selbst denken. Siehst du den Zusammenhang? Ist das, was wir wahrnehmen, positiv, verstärkt das ein positives Gefühl über uns selbst. Und das lässt uns wachsen und vertrauen. Wir trauen uns viel mehr zu. Allerdings liegt hier auch die Gefahr, dass wir uns überschätzen, gar selbstverliebt auf unser Umfeld wirken können. Hier kommt es auf Ausgewogenheit, die Balance an, wobei uns regelmäßiges Hinschauen und Reflexion von Nutzen sein kann.
So kannst du dein Selbstbewusstsein stärken
10 Tipps für deinen Selbstbewusstseinsbooster
Die Angst zurückgewiesen oder abgelehnt zu werden, ist bei Menschen mit geringem Selbstwertgefühl tief verankert. Im Alltag trauen sich diese Menschen wenig zu. Sie halten eigene Meinungen zurück und können auch in Konfliktsituation nicht für sich selbst einstehen. Das kann auf Dauer sowohl das soziale Leben als auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Dem kann jedoch entgegengewirkt werden. Mit diesen zehn Tipps kannst du es schaffen:
- Kenne und schätze deine Stärken
Hast du dich schon das Licht der Taschenlampe auf dich selbst gerichtet? Vielleicht fühlt sich das zuerst komisch an. Tatsächlich steckt sehr viel Kraft auf dem Weg zur Selbsterkenntnis und -akzeptanz hierin. Erst recht, wenn du dir das immer wieder sichtbar und bewusst machst, z.B. in deinen Gedanken über dich oder mit einer Notiz am Kühlschrank oder Spiegel. Wie du dich selbst besser lernen kannst, erfährst du hier. - Umgib dich mit den richtigen Menschen
Es heißt, du bist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst. Mit wem verbringst du deine Zeit? Was zeichnet diese aus? Welche Ziele, Träume und auch Ängste und Überzeugungen haben sie? Schau‘ gern mal genauer hin, wenn ihr euch seht. In der Zeit, in der wir anderen Menschen begegnen, steckt viel Potenzial, denn – auch so heißt es – wir werden uns selbst verstehen, wenn wir unser Umfeld verstehen. Wenn du spürst, dass dir dein Umfeld nicht (mehr) gut tut, ist das eine Einladung, etwas zu verändern. Das geht in der Beziehung zum Gegenüber selbst oder auch indem du neue Menschen in deinem Leben willkommen heißt. Du hast die Wahl, mit wem du deine Zeit verbringst. Und das sollten ausschließlich die Menschen sein, die dir gut tun. - Richte dich auf Fülle statt auf Mangel aus
Wir richten unseren Zoom oft auf die Widrigkeiten, Schwächen, Fehler, Macken etc. – kurzum: Mangel – aus, sodass uns das, was uns mit Freude erfüllt, entgeht. Das trifft auf Menschen wie auf Situationen zu. Wenn du auf das blickst, was positive Gefühle in dir auslöst, ist das der Weg zu mehr Freude in deinem Leben. Es gibt unzählige Möglichkeiten und Einladungen gibt es überall; wir müssen nur hinschauen. - Übe dich in Dankbarkeit
Wir haben die Möglichkeit, unsere evolutionär etwas „zurückgebliebenen“ Gehirnstrukturen zu verändern, indem wir Dankbarkeit praktizieren. Das hilft unserem Denkmuskel, unsere Aufmerksamkeit immer wieder und vor allem kontinuierlich auf die schönen Seiten im Leben zu lenken. So trainieren wir auch unseren Blick auf die Fülle in unserem Leben. - Lerne, gesunde Grenzen zu setzen
Grenzen geben uns die Richtung vor, welches Verhalten wir bei anderen Menschen akzeptieren und welches Verhalten wir als inakzeptabel empfinden. Unserem Umfeld Grenzen aufzuzeigen, hilft uns dabei, glücklich und zufrieden zu sein. Das Gegenteil passiert, wenn wir es nicht tun: Missverständnisse, Frust und nicht zuletzt Stress ziehen in unser Leben ein. Übe dich darin, öfters "nein" zu sagen, wenn dir jemand oder etwas nicht gut tut. - Stell‘ dich deinen Ängsten
Es gibt viele Ängste. Sie gehören zu unserem Leben dazu. Die Angst ist nicht unser Feind. Wenn wir ihr die Tür öffnen, die Angst zulassen, erleben wir, dass sie auch wieder zur Tür hinausgeht. Haben wir die Angst einige Male durchlebt, ist sie uns langsam zur Gewohnheit geworden – bis wir frei davon sind. Manchmal bedarf es Unterstützung durch Dritte, wenn unsere Ängste uns dauerhaft das Leben schwer machen. - Lass dir helfen
Wir können nicht alles alleine schaffen. Vergiss nicht: Hilfe anzunehmen, ist eine Stärke. Es fühlt sich gut an, und zwar nicht nur für uns, sondern auch für denjenigen, der hilft. Es ist ein Geben und Nehmen, das soziale Bindung stärkt. Das ist gut für unsere Beziehungen, vor allem für die Beziehung zu uns selbst. - Verabschiede dich von alten Überzeugungen
Unsere negativen Prägungen, zumeist entstanden aus Botschaften, die wir in frühkindlichen Zeiten angenommen haben, begleiten uns ein Leben lang. Es sind alte Überzeugungen, die wir bislang nicht hinterfragt haben. Solange wir sie uns nicht bewusst machen, können sie uns aufhalten. Wir können uns jedoch jederzeit entscheiden, Schluss zu machen mit diesen negativen Glaubenssätzen. Gerade wenn wir merken, dass sie uns und unserer Entwicklung im Weg stehen. Zumeist ist das der Fall bei Überzeugungen wie „Ich bin nicht gut genug.“ oder „Ich habe es nicht verdient, glücklich zu sein.“ Eine gute Zeit, das jetzt, wo wir erwachsen sind, zu hinterfragen und umzuformulieren. - Erlaube dir Fehler
Wir alle machen Fehler. Gut so, denn aus ihnen können wir lernen. Oft verurteilen wir uns jedoch dafür, schimpfen uns selbst aus. Still und heimlich, ganz unbewusst. Ein Wirbelsturm, der sich dann in uns zusammenbraut und sich seinen Weg in Gefühlen wie Wut, Hilflosigkeit und Ohnmacht bahnt. Ein Ausweg: Sei gut zu dir. Gesteh‘ dir zu, mehr Gelassenheit deinen Fehlern gegenüber zu entwickeln. Nimm den Druck raus, perfekt sein zu müssen. Verzeih‘ dir, so wie du auch anderen Menschen deren Fehler verzeihst. Fang‘ bei dir an. - Bleib‘ dran
Mein wichtigster Tipp zum Schluss: Ein stärkeres Selbstbewusstsein kommt nicht über Nacht. Es erfordert Disziplin und Tatkraft. Vergiss dabei nicht, dir deiner Taten bewusst zu werden. Schreibe dir deine Erfolgsgeschichten auf, auch wenn dahinter kleine Aufgaben stecken. Auch kleine Erfolge sind Erfolge. Es mag Tage geben, in denen es schwieriger erscheint. Lass es zu, denn es geht vorbei.
Du weißt nun, dass die Stärkung des Selbstbewusstseins ein Prozess ist. Mit einer guten Portion Mut und Geduld belohnst du dich am Ende selbst. Auch wenn der erste Schritt im Prozess selbst noch so klein erscheint, ermutige ich dich, ihn zu gehen. Sprich‘ gern darüber, sodass auch dein Umfeld von dir lernen kann. Ich wünsche dir viele Erkenntnisse auf deinem Weg. Wenn du dir dabei Begleitung und Unterstützung wünschst, melde dich gerne bei mir.
Photo by Thomas Mowe on Unsplash