Veränderung ist nicht einfach. Sie ist unbequem. Sie sticht, brennt und lässt auch mal die Tränen fließen. Das habe ich letzte Woche gespürt. Eine neue Situation hat mich in alte Themen blicken lassen, auf die ich offenbar lediglich ein Pflaster geklebt hatte. Alte Glaubenssätze ploppten hoch und hielten mich fest umklammert. Puh! Die Drama Queen in mir hat ihr Gesicht gezeigt. Und ganz gleich, was ich in den letzten Jahren gelernt habe; es war wie weggefegt. Einmal von innen leergeräumt. Meine Ablenkungsmanöver funktionierten nur bedingt. Ich war mächtig aufgewühlt. Neue Wege taten sich auf, die mich verunsicherten und mir meine eigenen Unzulänglichkeiten spiegelten. “Einfach mal machen” bekam eine andere Bedeutung, und ich entdeckte den einen oder anderen Widerstand in mir. Die Situation einfach anzunehmen, fühlte sich fürchterlich an. Irgendwie ausgeliefert. Doch je mehr ich mich wehrte, umso mehr blockierte ich mich selbst. Ich merkte, da kommt Veränderung auf mich zu, die ich so nicht eingefordert hatte.
Veränderung ist Training am Muskel
Muskelkater kann auch wehtun
Wenn du dich verändern möchtest, braucht es Training. Letztlich ist Veränderung nichts anderes als ein Muskel, der trainiert werden muss. Erinnerst du dich, wie du gelernt hast, Rad zu fahren? Gab es Stützräder an deinem Rad? Hielt dich anfangs jemand am Gepäckträger fest? Bist du schließlich ohne Unterstützung gefahren und das erste Mal bergabwärts gestürzt? Egal, wie viele Schrammen und blaue Flecken du dir geholt hast, heute fährst du lange Radtouren, weißt um die Bedienung von Bremsen, Gangschaltung und Licht. Du bist in der Übung geblieben. Du bist sicher geworden. Dein Muskel gestärkt. Um nichts anderes geht es bei Veränderung.
Veränderung passiert immer in unserem Leben. Manchmal wollen wir sie und laden sie bewusst in unser Leben ein. Und manchmal bringt das Leben selbst die Veränderung, ob wir nun wollen oder nicht. So wie bei mir vergangene Woche geschehen. Egal, wie es zur Veränderung kam: Schrammen sind fast immer dabei, denn es geht um das Loslassen von Vertrautem. Etwas, das uns vorher vielleicht mal lieb war. Aber deshalb Veränderung vermeiden? Irgendwann kann der Leidensdruck ohnehin so groß sein, dass wir gar nicht mehr anders können, als in die Veränderung zu gehen. Und manchmal sind wir auch einfach reif dafür, den nächsten Schritt in unserer Entwicklung zu gehen. Ich habe meine Veränderung ganz sicher nicht willkommen geheißen, jedoch die Arme ein wenig mehr geöffnet – und damit mich, um zu lernen, wie ich dieser Situation am besten begegnen kann.
Lerne, mit Veränderung in deinem Leben umzugehen
Neue Wege, Gewohnheiten und Routinen durch Veränderung
Schon sehr früh in unserem Leben sind wir mit Veränderung konfrontiert. Ich denke, es gibt kaum eine Phase, in der wir so viel gelernt haben, als wir Kinder waren. Körperlich kamen diese Veränderungen ganz von allein. Wir haben sie angenommen, ohne viel darüber nachzudenken. Trinken, Essen, Stehen, Laufen, Sprechen… Wie gewaltig waren diese Wachstumsschritte! Schmerzen gab es auch hier: Beim Laufen lernen sind wir sicher nicht nur einmal hingefallen, und dennoch sind wir immer wieder aufgestanden. Irgendwann ist aus dem Üben reine Routine geworden. Ohne darüber zu viel nachzudenken, haben wir darauf vertraut, dass auch wir irgendwann laufen können wie die Großen. Wir hatten dabei unendlich viel Geduld. Und diese kam uns irgendwann mehr und mehr abhanden. Wir nahmen plötzlich unsere Außenwelt viel stärker wahr und damit auch deren Botschaften und Kommentare zu und über uns. Wir haben so mehr und mehr Vertrauen in uns verloren. Klar, "die Großen" waren eben groß und hatten allein schon dadurch immer Recht. Das war unsere Wahrnehmung, als wir Kinder waren. Der ganz normale Weg. Vertrauen in uns hat sich in Misstrauen gewandelt, und somit haben wir es uns versagt, weiter zu wachsen und den damit verbundenen Schmerzen offen zu begegnen. Dabei gibt es einige Wege, mit diesen Schmerzen umzugehen. Nachfolgend verrate ich dir, was mir bislang gut geholfen hat:
- Halte den Schmerz aus: Schmerz zu vermeiden, hilft nicht. Mach’ ihn dir eher zum Partner der Veränderung. Verdrängung ist seit jeher keine gute Strategie, der Schmerz kommt wieder. Es ist nur eine Frage der Zeit. Sinnvoller ist es daher, den Schmerz anzunehmen und dir deiner Gefühle, Gedanken und Unsicherheiten bewusst zu werden, sodass sie an Macht verlieren.
- Teile deinen Schmerz mit anderen: Sprich’ mit dir nahestehenden Menschen über deinen Schmerz und was dir auf der Seele liegt. Eine starke Verbundenheit ist dann vorhanden, wenn deine Freunde auch in schwierigeren Zeiten an deiner Seite sind statt sich umzudrehen und sich von dir zu entfernen. Akzeptiere, sollte genau das passieren, und sei erfinderisch: Schreiben, Tanzen, Schreien können auch befreiend sein. Vielleicht tun sich auch neue Freundschaften auf oder lose Bekannte werden zu echten Freunden. Alles ist möglich.
- Wechsele die Perspektive: Wenn du mir schon länger folgst, kennst du diesen Tipp bereits. In ihm liegen so viele Chancen. Es hilft immer, sich aus der Negativität auf das Positive zu fokussieren. Welcher Nutzen liegt auf der Veränderung? Wozu ist der Schmerz dienlich? Schreib’ es dir auf, damit du in leidvolleren Momenten Trost finden kannst.
- Atme: Wachstumsschmerzen bedeuten Stress, und unter Stress atmest du flach und kurz. Stimmung und Atmung sind eins, daher atme tief und bewusst, damit nicht noch mehr Schmerz entsteht. So bleibst du in deiner Kraft und Kreativität, mit der Veränderung umzugehen.
- Lass sich von deiner Vision leiten: Richte das Pendel auch in dunklen Momenten immer wieder auf deine Träume aus. Folge ihnen, auch wenn du gerade das Tal der Tränen durchläufst. Hab’ den Mut, groß und verrückt zu träumen und sei offen für das Leben, das gerade dann für Überraschungen sorgt.
Da draußen gibt es sicher Menschen, die scheinbar leichtfüßig und voller Begeisterung in die Veränderung gehen. Vielleicht gelingt es ihnen auch nur ganz gut, ihren Schmerz vor anderen nicht zu zeigen. Oder sie haben schon hinreichend Wachstumsschmerzen erlebt und wissen damit umzugehen, um mehr in der Leichtigkeit zu bleiben. Auch Menschen, die sich mit persönlicher Entwicklung beschäftigen, kennen dunkle Tage. Ich weiß inzwischen, dass Wachstumsschmerzen dazugehören und übe mich darin, Veränderungen bewusst herbeizuführen. Bisher habe ich daraus immer gelernt, und das gibt mir die Kraft, aktiv dabeizubleiben und so mein Leben zu gestalten.
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