Es gab eine Zeit, da glaubte ich, mich selbst verloren zu haben. Nichts wollte so richtig laufen. Ein Kind, das mich schon am schon am frühen Morgen anbrummte. Kolleg:innen, die ihren Frust bei mir abluden, um gut gelaunt wieder von dannen zu ziehen. Führungskräfte, die nicht führten. Potenzielle Partner, die mich nicht wollten, wie ich bin. Oder die ich nicht wollte, wie sie sind. Freunde, die kein Ohr für mich und meine Sorgen hatten. Ich hatte viele Träume, die sich immer weiter hinter einen Berg von Problemen schoben. In mir breitete sich abwechselnd mal Traurigkeit und Hilflosigkeit, mal Wut und Ohnmacht aus. Von Freude und Spaß kein bisschen zu sehen, zu fühlen, zu schmecken oder zu riechen. Ich kämpfte dagegen an, was noch mehr Energie zog – bis ich irgendwann den Stecker gezogen habe. Selbstschutz. Weil nicht mehr viel ging. Bevor gar nichts mehr ging. Rückblickend bin ich froh, dass ich es war, die den Stecker zog, nicht jemand anderes. So viel Eigenverantwortung steckte da irgendwo ganz tief wohl noch in mir drin. Eine Entscheidung! Nach einer kleinen Zeit des Nichtstuns habe ich den Stecker wieder in die Hand genommen, es fühlte sich nicht gut an. Ich versuchte mehrere Anläufe, aber der Stecker schien glitschig, nicht passend. Und so legte ich ihn erst einmal ganz zur Seite. Nicht mehr sichtbar. Weg.
Mich meiner selbst anzunehmen, ist eine Entscheidung
Und manchmal tun Entscheidungen weh
Stück für Stück habe ich mich wieder aufgerappelt. Neue Entscheidungen getroffen. Ich habe dabei so viel gelernt. Was es heißt, für sich einzustehen. Was es bedeutet, auch mal inne zu halten. Wie schwer es ist, Nichtstun auszuhalten. Und schließlich wie schön das auch sein kann. Wie leicht es wird, nachdem ich alte Muster erkannt und abgelegt habe. Stück für Stück. Erst Nein zu denken, dann Nein zu raunen, schließlich Nein zu sagen. Klar, überzeugt und voller Stolz auf mich selbst. Es ruckelt(e) immer mal. Mal mehr, mal weniger. Heute halte ich auch das aus. Und lerne wieder. Falle, stehe auf. Ein ewiger Kreislauf. Kein steter Weg „nach oben“ oder "nach vorn". Das ist das Leben, oder? Kein Ponyhof, sagt man landläufig. Und dabei ist Ponyhof nicht mal zwangsläufig schön. Ponymist stinkt. Ein Pony, das beißt auch schon mal zu. Ein Pony, das austritt. Ein Pony, das krank ist. Machen wir also das Beste draus. Ich habe das Beste meist für andere gegeben, meist zuletzt für mich. Und heute?
Selbstfürsorge ist ein stetes Für-sich-selbst-sorgen
Verantwortung übernehmen für das eigene Wohlbefinden
Es klappt immer besser, das An-mich-denken. Ich übe und übe. Ist es egoistisch, zuerst an mich zu denken? Nein! Tief in mir möchte ich doch wachsen, mich entwickeln, weiterkommen, da hilft nun mal eine große Schippe Egozentrismus. Letztlich kann mir hierbei auch niemand anderes helfen. Begleiten und unterstützen ja, immer wieder gerne, jedoch liegt der Zauber in der Eigenverantwortung, weil ich doch selbst am besten weiß, was mir gut tut. Du weißt das nicht? Finde es für dich heraus und erlaube dir, dir dafür etwas Zeit zu nehmen. Ich für meinen Teil hatte irgendwann hinter dem Berg versteckt, was mir, und zwar in erster Linie mir, gut tut.
So übernimmst du Verantwortung
Wenn aus Frust Lust wird
Viel zu schnell folgen auf Entscheidungen, die wir nicht für uns selbst treffen, schlechte Laune, Schlaflosigkeit, Kopfschmerz, Lustlosigkeit, Frust, Tränen. So viele Signale, die wir gerne viel zu lange und viel zu oft einfach verdrängen. Wenn du nun in dich reinfühlst und erkennst, dass die letzte Woche, der letzte Monat oder gar das letzte Jahr mit ganz viel Frust statt Lust abliefen, dann entscheide dich schon jetzt für dich. Erlaube dir, bei nächster Gelegenheit Ja zu dir und (freundlich) Nein zum Gegenüber zu sagen. Und da es im Leben nun einmal nicht nur schwarz und weiß gibt; wie wäre es mit einer Alternative zum Nein? Morgen statt heute sprechen. Erst einmal schlafen. Eine Aufgabe in drei Tagen und nicht in 24 Stunden erledigen. Erst mal Laufen gehen. Danach vielleicht ein Eis? Nach einer Zeit des Übens kann sich Frust in Lust wandeln. Und erinnere dich dabei, das hinter einem fühlbar schlechtem Gewissen stets Gedanken stehen. Da steckt viel vom Inneren Kritiker drin.
Eine Sache möchte ich auch noch loswerden: Anderen etwas Gutes zu tun, ist dennoch toll! In unserem Gehirn springen dann dieselben Belohnungszentren an, als wenn wir ein Geschenk erhalten. Das macht auch den sozialen Klebstoff aus, den wir nun einmal in unserem Leben brauchen. Evolutionär bedingt möchten wir uns einer Gruppe zugehörig fühlen. Allerdings macht sich auch Unzufriedenheit breit, wenn wir uns bei all dem Geben (mehr und mehr) selbst vergessen. Insbesondere die Frauen unter uns werden das kennen: Teilen, Rücksicht nehmen, an die anderen denken, nicht an sich selbst; das sind Botschaften aus unserer Erziehung. Und ich sehe es immer noch im Job: Hier wird Frauen, die für sich und ihre Interessen eintreten, gerne nachgesagt, zickig zu sein. Männer dagegen gelten dann durchsetzungsstark. Zum Glück sehe ich auch mehr und mehr Frauen (und Männer), die das Selbstvertrauen haben, für sich einzustehen. Menschen, die sich fragen, was gut für sie ist. Und sich entscheiden – für sich. So wie ich mich für mich.
Wann also entscheidest du dich für dich? Hierbei ins Tun zu kommen und sich anschließend dafür selbst ein Kompliment auszusprechen, ist das Nonplusultra, denn du weißt ja: Eigenlob stinkt nicht.
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