Vom Abschütteln und Loslassen

Alle, Mindset, Persönlichkeit | 22. November 2021

Der Herbst hat nahezu alle Blätter von den Bäumen geschüttelt, ist das Alte losgeworden. Und ich frage mich, warum es uns Menschen manchmal so schwer fällt, es den Bäumen gleich zu tun und das Alte (regelmäßig) loszulassen. Die Natur macht es uns doch Jahr für Jahr vor: Im September beginnen sich die Blätter in unseren Bäumen zu färben, als würden sie noch einmal die vergangenen Monate in Farbe tunken, das Alte in den schillerndsten Farben würdigen. Nach und nach gefallen sie zu Boden. Sie plumpsen nicht einfach herab, sie taumeln, segeln, schweben... in aller Langsamkeit. Würdevoll. Sie geben dem Baum, ihrem Haus der vergangenen Monate, Raum, sich zu erholen, neue Kraft zu tanken. Sobald zum Ende eines Winters die Sonnenstrahlen langsam wärmer werden, entsteht ebenso ganz langsam etwas Neues. Neue Blätter erblicken das Licht der Welt.

Was uns festhalten lässt...

...und was uns zum Loslassen bringt

Wie ist das nun bei uns Menschen? Wir tragen unsere Themen manchmal jahrelang mit uns herum. Bei den positiven Dingen ist das sicher nicht verkehrt. Sie zaubern uns schließlich ein Lächeln ins Gesicht. Aber was ist mit unseren Sorgen, Konflikten, Nöten? Warum kleben diese in unserem Verstand fest und halten unser Herz verschlossen? Und lassen sie nicht zuletzt unseren Mundwinkel eher nach unten zeigen. Warum tun wir uns so schwer, diese anzuschauen, aus dem Weg zu räumen, eben loszulassen? Nun, b leibe ich in meinen Sorgen, gebe ich ihnen die Macht, über mich zu verfügen.  Und damit verbaue ich mir die Möglichkeit, Positivität in mein Leben zu bringen. Oftmals gehen schlechte Zeiten mit negativen Gedanken einher. Hier vergessen wir häufig, dass diese Gedanken auch wieder verschwinden können.

Mach‘ dir deine Gedanken bewusst

Bewusstheit schafft Klarheit

Die Magie liegt darin, sich seiner Gedanken bewusst zu werden. Und wahrlich scheint das etwas knifflig, flitzt uns doch täglich eine Vielzahl von Gedanken durch den Kopf. Aber fangen wir doch mit einem Gedanken an, der uns tagsüber begegnet. Wir halten ihn fest und schauen ihn an. Ist das, was wir da denken, wahr? Bringt der Gedanke Erinnerungen ans Licht, die wir längst vergessen hatten? Womit verbinden wir den Gedanken? Welche Gefühle löst er aus? Ist da Wut, Trauer, Hilflosigkeit oder Begeisterung, Freude, Zuversicht, was wir spüren? Tut uns der Gedanke gut? Und wenn er uns nicht gut tut, warum halten wir ihn dann fest?

Ich schaue gern hin, auch wenn es hin und wieder weh tut. Ich übe mich jedoch mehr und mehr darin, Gedanken auch schnell wieder loszulassen, denn wenn das Gedankenkarussell erst einmal in Schwung gekommen ist, fällt es mir noch schwerer, bei laufender Fahrt abzuspringen. Es klappt sicher auch dann, jedoch braucht es mehr Mut. Beim Hinschauen hilft mir Aufschreiben. Das ist auch eine Form von Loslassen. Aus dem Kopf aufs Papier. Gerade bei destruktiven Gedanken hilft es mir, mir bewusst zu machen, dass ich selbst bestimmen kann, was ich denke. So drehe ich Gedanken auch gerne mal um und wechsle dabei die Perspektive.

Gedanken, die sicher auch schon dir begegnet sind, kommen mir hin und wieder mit Blick auf den überquellenden Wäschekorb. "Oh nein, ich muss noch unbedingt die Wäsche machen. Jede Woche das gleiche Spiel! Warum bleibt das immer an mir hängen?!" Ist es in Umkehrung nicht schön, endlich wieder die wohlig duftende Lieblingsjeans anziehen zu können, auf der bis eben noch die Kleckse der letzten Portion Spaghetti Bolognese klebten? Ist es nicht schön, eine Waschmaschine im Haus zu haben, statt wie vor etlichen Jahrhunderten noch Wäsche im brackigen Wasser des nächsten Flusses zu schrubben? Wie viel (Lebens-) Zeit hätte mich das wohl gekostet? Ist es nicht schön, so viel Kleidung zu besitzen, dass ich mir jeden Tag - also bis zur nächsten Wäsche - aussuchen kann, was ich anziehe? Und ich öffne mich somit neuen Gedanken über Möglichkeiten, die ich habe, an meiner Situation etwas zu ändern, z. B. Wer kann mir das Wäschemachen abnehmen?

Welchen Gedanken hältst du heute noch fest und schaust ihn dir an? Trau dich, dann auch loszulassen - wie die Bäume ihre alten Blätter.

Foto von Jeremy Thomas auf Unsplash


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